Gute Strategien sind gefragt: Wie geht die Veranstaltungsbranche mit der aktuellen Teuerungswelle um?

Der branchenweite Neustart der Veranstaltungsbranche wird von der aktuellen Teuerungswelle erschwert: Messe & Event hat bei Eventveranstaltern nachgefragt, wie sich diese Entwicklungen auf Events auswirken.

Franz X. Brunner, Stellvertretender Vorsitzender der emba, Inhaber der Wiener Livemarketing-Agentur BESPOKE 

Natürlich kann sich auch die Veranstaltungsbranche nicht der Teuerung entziehen. Aber der Zugewinn an Wert und Wertigkeit von Livemarketing übertrifft die Inflationsrate bei Weitem. Events mögen zwar pro Besucherkopf betrachtet mehr kosten, sie werden dabei aber noch treffsicherer und exklusiver. „Wir müssen heute niemandem mehr erklären, wie wichtig und wertvoll Livemarketing ist. Event im Marketingmix wurde noch nie so gut verstanden wie jetzt“, sagt dazu Alex „­DocLX“ Knechtsberger, unser neuer Jugendbeauftragter im emba-Vorstand. 

Die emba-Agenturen gehören auch im internationalen Vergleich zu den Besten der Besten, wenn es um die neuen Anforderungen geht, hochkreatives, effektives Livemarketing mit anspruchsvollen Hybrid- und Digitalformaten zu kombinieren. Unsere Kunden bekommen mehr Leistung und Qualität als je zuvor. Man könnte auch sagen: More bang for your buck – und das war noch nie ein Nachteil.

Philipp Cejnek, Vorstandsvorsitzender livecom

In ihrer Vielfalt ist die Gesamtheit der Eventdienstleister aktuell ­unterschiedlich stark von den Auswirkungen der Energiekrise betroffen. So haben z. B. Unternehmen aus den Bereichen Druck oder Catering am Betriebsstandort einen weitaus höheren Energiebedarf als z. B. Personalbereitsteller. 

Was die Gesamtheit der Veranstaltungswirtschaft betrifft, sehen wir uns bereits derzeit und auch mittel- und langfristig mit gestiegenen Einkaufspreisen, längeren Lieferzeiten sowie einer weiterhin unsicheren Auftragslage konfrontiert. Als Dienstleister der Veranstaltungswirtschaft sind wir davon abhängig, dass unsere Kunden Events umsetzen und diesen auch Budgets zusprechen. Aufgrund der derzeitigen Situation müssen wir davon ausgehen, dass wir als Branche die Einsparungsmaßnahmen unserer Auftraggeber als indirekt Betroffene im kommenden Jahr deutlich spüren werden.

Andreas Bader, Mitglied des Vorstands der I. M. Austria

Kostendruck wird zum Vorteil für die Umwelt: Die Messebranche ist mit höheren Kosten für Transporte, Personal und Energie konfrontiert. Es gibt aber auch einen positiven Aspekt.

Aktuell gibt es in den Unternehmen noch keine allgemeine Strategie, um mit der Teuerung umzugehen. Punktuelle Reaktionen sind vor allem an der Preisgestaltung zu sehen. Manche Preise, etwa für Transport und Logistik, müssen mit Vorbehalt angegeben werden. Preiserhöhungen, die früher von den Unternehmen getragen wurden, werden momentan so weit wie möglich an die Kunden weitergegeben. Das betrifft Materialien wie Holz und Kunststoffe oder Teppiche.

Auffällig ist auch, dass die Kostenfrage schon sehr früh in der Konzeption eine Rolle spielt, also unmittelbar in die Gestaltung einfließt. Positiv daran: Konzepte werden verstärkt auf Langfristigkeit hin entwickelt – durch wiederverwendbare Elemente zum Beispiel. Das bringt nicht nur in puncto Kosten Vorteile, sondern ist auch ein weiterer Schritt auf dem Weg zu umweltfreund­licherem Handeln.

Herbert Fuchs, Geschäftsführer GOURMET 

Für unsere Event- und Cateringteams ist es eine große Freude, dass wieder Veranstaltungen stattfinden können. Die massiv steigenden Kosten stellen aber durchaus eine Herausforderung für GOURMET dar. In der Vergangenheit konnten wir Kostensteigerungen oft abfedern, derzeit müssen wir aber einen Teil an unsere Kunden weitergeben. Wir befinden uns in ständigem Dialog mit ihnen und bemühen uns, Lösungen zu finden, die für alle umsetzbar sind. Daher erfahren wir viel Verständnis für die notwendigen Preisanpassungen. Ein wichtiger Partner beim Thema Verfügbarkeit sind unsere langjährigen zuverlässigen Lieferanten. 

Deshalb überwiegt derzeit die Freude darüber, dass wir wieder kulinarisch für unsere Kunden da sein dürfen, und blicken den nächsten Veranstaltungen äußerst ­positiv entgegen. 

Gerald Klaushofer, Geschäftsführer Standout GmbH

Vor allem die Preissteigerungen bei Materialien und Energie werden zur Herausforderung. Wir setzen aber alles daran, die finanziellen Belastungen für unsere Kunden abzufedern. Das beginnt bereits bei der Konzeption und Planung. Wir haben unseren Fokus auf modulare und individualisierbare Standbaukonzepte gesetzt. Wir können unseren Kunden so flexible Lösungen anbieten und diese auf die finanziellen Möglichkeiten abstimmen. Ein zweiter Schlüssel ist das Thema Nachhaltigkeit. Im Messestandbau setzen wir auf umweltverträg­liche und wiederverwendbare Bauteile. Und schließlich sind auch bei Logistik und Montage noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Auch hier versuchen wir, mit neuen Ideen für alle Beteiligten Kosten einzusparen.

Gerhard Huber, Geschäftsführer/Partner, gesamte operative Leitung easystaff human & resources GmbH

Wie auch unsere Kunden und Partner sind auch wir bei easy­staff leider in allen unseren Sparten von der Teuerung betroffen. Seit Corona hat sich die Lohn- und Gehaltssituation der Fachkräfte – so wie eigentlich sämtliche Löhne – deutlich nach oben orientiert. Auch wenn uns einerseits der Personalmangel zusätzliches Geschäft bringt, ist es natürlich andererseits dennoch auch für uns eine enorme ­Herausforderung, den großen Bedarf decken zu ­können. Wir versuchen in dieser herausfordernden Zeit, einen guten Mix aus Optimieren der Abläufe und Preissteigerungen für unsere Kunden zu finden. Alles in allem haben wir aber tolle Partnerschaften und freuen uns, dass wir mit unseren Kunden stets Lösungen auf Augenhöhe finden und somit auch diese Aufgaben meistern. Gemeinsam haben wir Freude am Gelingen.

Uschi Huber, GF RTK Round Table Konferenzhotels

War es in den letzten Jahren die Pandemie, so stellt die Teuerungswelle die Veranstaltungsbranche vor neue Herausforderungen. Nachdem die Preise sowohl für Rohstoffe, Lebensmittel als auch Energie ins beinahe Unermessliche steigen, sieht sich die heimische MICE-Branche gezwungen, die Preise anzupassen. Das geschah teilweise schon während des laufenden Jahres, aber spätestens mit Beginn 2023 werden die Preise für Veranstaltungen in den meisten Häusern um zehn bis 15 Prozent erhöht. Die Kunden reagieren verständnisvoll und es ist bislang kein Rückgang an ­Anfragen zu verzeichnen. Aber was tun die Häuser selbst, um der extremen Teuerung entgegenzuwirken? Energiesparmaßnahmen werden gesetzt, wie etwa Optimierung der Beleuchtung, Senkung der Temperatur in manchen Bereichen oder Sperre von nicht genutzten Teilbereichen. Manche Häuser entschärfen die Kosten mit der Anschaffung einer Photovoltaikanlage oder alternativen Heizungssystemen. Der allgemeine Tenor: „Es bleibt spannend.“

Foto: Getty Images

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Quelle: Messe & Event Magazin

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